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Sommerferien – Neue Lernorte schaffen

Sommerferien – Neue Lernorte schaffen

Nach der Schule ist vor der Schule. So lautet die Devise nicht weniger Eltern und Lehrpersonen. Man kann es ihnen nicht für übel nehmen, liegt doch ein sehr anstrengendes und kräftezehrendes Schuljahr hinter ihnen. Endlich hat sich der Knoten gelöst, endlich scheint sich etwas ins Positive zu bewegen und dann neun Wochen Ferien? Die Angst ist groß, dass dieser Erfolg bis zum Schulanfang wieder verpufft ist.

Der Schein trügt jedoch.

Jeder Mensch braucht Zeit für seine Regeneration, Zeit für das reine Leben.

Besonders unsere Kinder brauchen Freiräume, die Seele baumeln zu lassen. So lange wach zu bleiben, bis man den Sternenhimmel sieht, bis mittags zu schlafen, in einen kühlen Bergsee zu springen und den Gipfel zu erreichen. Etwas Neues zu erfinden oder das erste Mal auf dem selbst gebauten Floß zu fahren, Sandkastenexperimente zu machen oder einen Verkaufsstand zu organisieren – diese Erfahrungen lassen unsere Kinder in ganz anderen Bereichen wachsen, wie es die Schule ermöglichen kann.

Sie erleben das Gefühl: Ich habe etwas geschafft. Ich kann mehr, als ich bisher geglaubt habe. Etwas Neues auszuprobieren stärkt bei unseren Kindern das Selbstwertgefühl enorm. Das sind Erfahrungen, auf welche sie in schwierigen Situationen während des Schuljahrs immer wieder zurückgreifen können und erfahren haben:

Ich kann Herausforderungen und schwierige Aufgaben meistern.

Dafür sollen Ferien da sein: Sich zu erholen, allen Druck loszulassen, Spaß zu haben, Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen, viel Zeit in der Natur zu sein, Kräfte zu tanken und viele viele Selbstwirksamkeitserfahrungen zu sammeln.

Wären wir ein Auto, wäre es vermutlich nicht sinnvoll, immer das Gaspedal durchzudrücken. Wir würden vielleicht trotzdem ans Ziel kommen, würden aber einen Blechschaden nach dem anderen riskieren. Die Fahrt wäre sehr risikoreich und die Gefahr hoch, dass wir irgendwo auf der Strecke zurückbleiben. Betätigen wir aber bei Bedarf regelmäßig die Bremse und drosseln dadurch unsere Geschwindigkeit, ist unsere Fahrt geschmeidig und schont unser Auto. Wir kommen problemlos und ohne erhöhtem Risiko ans Ziel.

Pausen werden so unterschätzt. Unser Gehirn, ja unser ganzer Körper braucht Pausen, um gut arbeiten zu können, um gesund zu bleiben, um gut und langfristig lernen zu können. Unser Gehirn braucht Pausen, um Gelerntes in tiefere Ebenen weiterzuverarbeiten. Wir brauchen Pausen, um wieder klare Gedanken zu fassen und kreativ zu sein. Die größte Langeweile hat meistens das größte Potenzial für kreative Ideen! Oft haben wir aber das Gefühl, unsere Kinder permanent bespaßen zu müssen und sie laufend mit Aktivitäten zu versorgen. Es ist schön, mit Kindern schöne Erlebnisse zu planen, ihnen eine Umgebung zu ermöglichen, in der sie neue Dinge ausprobieren können aber hin und wieder Langeweile zu haben, birgt einen riesen Schatz in sich: Kreativität!

Eine gute Balance zwischen Gaspedal und Bremspedal ist absolut wichtig.

Machen wir regelmäßig Pausen und betätigen auch mal das Bremspedal, sparen wir unseren Sprit, also unsere Energie. Wenn die Strecke es zulässt, spricht nichts dagegen, auch mal Gas zu geben und längere Zeit mit erhöhter Geschwindigkeit durch die Tage zu rauschen und den Flow zu nutzen. Danach müssen wir aber unbedingt wieder tanken und unser Auto pflegen.

Um bei den Ferien zu bleiben. Auch wenn ein Kind Schwierigkeiten in der Schule hat, ist es wichtig, dass der Großteil seiner Ferienzeit aufgabenfrei bleibt. Die Woche vor Schulbeginn darf ruhig für (spielerische) Wiederholungen verwendet werden. Steht eine Wiederholungsprüfung an, muss diese natürlich entsprechend vorbereitet werden und wird die letzten zwei bis drei Ferienwochen beanspruchen.

Übrigens: Es spricht natürlich nichts dagegen, gemeinsam ein Vogelhäuschen zu bauen und dem Kind die Aufgabe zu geben, die benötigte Menge an Holz auszurechnen, die im Baumarkt besorgt werden muss oder ein Ferientagebuch mit Fotos, Eintrittskarten und kleinen Texten zu gestalten!

Jeden Tag 10 Minuten lesen zu MÜSSEN, ist für viele Kinder schwierig.

Ich muss ehrlich gestehen, meine Schüler*innen wurden ebenfalls regemäßig mit Lesepässen versorgt. Heute weiß ich, dass dabei bei vielen die Freude am Lesen verloren geht und es zu einer reinen Pflichterfüllung wird. Leserituale sollten zum ganz normalen Alltag dazugehören. Egal, ob es die gemeinsame Vorlesezeit abends vor dem Schlafengehen oder das Lesen des Kuchenrezepts ist: Leseanlässe sollten jeden Tag Platz finden. Gemeinsames Lesen schafft Nähe, fördert die Eltern-Kind-Beziehung und die Abenteuer im Kopf. Zum Thema Lesen mache ich gerne mal einen separaten Blogartikel.

Kartenspiele, und was es sonst noch an unglaublich tollen Brettspiel- und Strategiespielen gibt, eigenen sich übrigens hervorragend für lustige Lese- Denk- und Rechenanlässe und fördert die Konzentrationsfähigkeit ungemein.

Einfach spielen

Für diesen Blogartikel inspiriert hat mich übrigens die liebe Caroline von learnlearningwithcaroline. Sie hat eine wunderbare Liste mit Aktivitäten zum Download zur Verfügung gestellt, die das wachstumsorientierte Denken (Growth Mindset) fördern und Kinder somit mit einer großen Portion Selbstbewusstsein ins neue Schuljahr starten lassen! Lasst euch auch inspirieren und probiert es aus!

Ich wünsche euch wundervolle, erlebnisreiche, erfahrungsreiche, lustige, fröhliche, entspannte Ferien!

Alles Liebe

Elisabeth

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